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17. Juni 2025 by René Märtin

Mut: Die Kraft, die hinter der Angst liegt

Mut braucht keine perfekte Sicherheit, sondern Vertrauen. © Carsten Zündorf Hinweis zum Fotografen »
Mut braucht keine perfekte Sicherheit, sondern Vertrauen. © Foto: Carsten Zündorf Hinweis zum Fotografen »

Mut erscheint oft als heldenhafte Stärke – laut, entschlossen, frei von Zweifel. Doch wahre Tapferkeit zeigt sich anders: leise, tastend, mitten im Ungewissen. Mut beginnt dort, wo wir Angst spüren und dennoch bleiben. Wo wir nicht ausweichen, sondern uns dem Leben mit all seiner Unsicherheit öffnen. In diesem Text geht es um die Kraft, die hinter der Angst liegt – und darum, wie wir sie als Wegweiser und Ressource für ein sinnvolles Leben nutzen können.

Der Raum, in dem Kreativität geboren wird

Der amerikanische Psychotherapeut und existenzphilosophische Denker Rollo May (Autor von »Die Bedeutung der Angst«, »Liebe und Wille«, »Mut zur Schöpfung«) bringt es auf den Punkt: »Kreativität erfordert Mut – den Mut, Unsicherheit und Angst zu ertragen.« – Mut, so May, ist nicht die Abwesenheit von Angst, sondern die bewusste Entscheidung, durch sie hindurchzugehen. Die schöpferische Bewegung des Lebens – zu gestalten, zu lieben, zu führen, zu verändern – beginnt dort, wo wir die Sehnsucht nach Sicherheit loslassen und lernen, im Ungewissen zu verweilen. Wo wir das aushalten, was uns verunsichert. Wo wir sprechen, obwohl das Schweigen einfacher wäre. Wo wir handeln, obwohl wir nicht wissen, wie es ausgeht – getragen nur vom inneren Ruf.

Mut heißt, zu leben, zu lieben, zu gestalten – nicht obwohl, sondern mit der Angst. Er braucht keine perfekten Bedingungen, sondern Vertrauen: in uns selbst, in das Leben, in eine tiefere Führung. Wer mutig lebt, rechnet mit Unsicherheit – und bleibt dennoch offen, beweglich, schöpferisch. Solche Menschen haben die Angst nicht besiegt, sondern in ihr einen verlässlichen Begleiter erkannt. Und gerade daraus erwächst eine stille, tragende Kraft.

Oft erleben wir Mut als leisen Widerstand gegen den Strom – nicht, weil wir siegen wollen, sondern weil wir nicht anders können. Etwas in uns ruft uns ins Offene, dorthin, wo nichts gewiss ist außer dem eigenen inneren Ja. Genau an dieser Schwelle beginnt Kreativität: dort, wo die Antworten fehlen, aber das Vertrauen bleibt. Wer diesen Weg geht, riskiert Irrtum, Zweifel, Scheitern – und entscheidet sich dennoch fürs Handeln. Der Mut, der daraus wächst, ist nicht laut. Aber echt. Und das genügt.

Wo die Drachen wohnen

Rainer Maria Rilke, der Dichter der inneren Wandlung, schreibt in einem seiner Briefe an einen jungen Kollegen: »Vielleicht sind alle Drachen unseres Lebens […] Prinzessinnen, die darauf warten, uns einmal schön und mutig zu sehen.« – Was für ein Bild: Die Angst, die wir oft als drohendes Ungeheuer erleben, ist vielleicht eine Einladung – eine Verkleidung dessen, was in uns gesehen, erlöst, gelebt werden will. Nicht als Schrecken, der uns zerstören will, sondern als Schwelle, die wir übertreten müssen, um an Tiefe zu gewinnen.

Das oben zu sehende eindrucksvolle Foto eines Kindes, das mit heller Freude in einem Strandsegler durch den Wind jagt – auf einer Seite abgehoben, scheinbar waghalsig, aber voller Lebensfreude – spiegelt diese Haltung. Der Moment zwischen Angst und Begeisterung, zwischen Risiko und Vertrauen – das ist der Raum, in dem Mut lebendig wird. Es ist, als würde das Mädchen auf dem Bild dem eigenen »Drachen« lachend entgegenfahren – und zugleich mit ihm: nicht trotzig, nicht besiegt, sondern spielerisch, neugierig, lebendig.

Drachen lassen sich nicht bezwingen – sie lassen sich ansehen. Wenn wir aufhören, unsere Ängste zu bekämpfen, beginnt eine neue Beziehung zu ihnen: eine, in der wir ihnen zuhören. Was will mir diese Angst sagen? Wovor will sie mich schützen? Und: Was will vielleicht durch sie hindurch geboren werden? In diesem Zwischenraum – wo wir weder weichen noch stürmen – wächst eine stille Kraft. Es ist der Mut, den eigenen Schatten zu umarmen, nicht um ihn zu besiegen, sondern um ganz zu werden.

Verletzlichkeit als Stärke

Was die amerikanische Bestsellerautorin und gefragte Rednerin Brené Brown (»Verletzlichkeit macht stark«) über Mut sagt, trifft etwas Wesentliches: Wirklich mutig sind wir nicht, wenn wir keine Angst haben – sondern wenn wir uns zeigen, obwohl sie da ist: »Mut heißt, sich trotz Angst und Unsicherheit offen und authentisch zu zeigen.« – Diese Definition verschiebt unser Verständnis von Mut grundlegend: Mut ist nicht Härte, sondern Offenheit. Nicht Kontrolle, sondern Verbindung. Nicht Stärke im klassischen Sinn, sondern die Bereitschaft, verletzlich zu sein – mit allem, was dazugehört: Zweifel, Sehnsucht, Schmerz und Hoffnung.

Verletzlichkeit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Vertrauen. In Beziehungen, im Beruf, im öffentlichen Leben: Wer sich authentisch zeigt, gibt sich preis – und eröffnet zugleich einen Raum, in dem andere sich auch zeigen dürfen. So entsteht nicht nur persönlicher Mut, sondern auch kollektiver Mut – eine Kultur der Offenheit, des Menschseins, der gemeinsamen Entwicklung.

Wir leben in einer Zeit, die nach Stärke aussieht, aber oft Angst meint. Vieles, was laut auftritt, verbirgt eine tiefe Unsicherheit. Der Weg des Mutes ist ein anderer: Er geht durch die eigene Verletzlichkeit hindurch – nicht, um sie zu verbergen, sondern um sich darin zu zeigen. Der Mensch, der das wagt, verändert nicht nur sich selbst, sondern auch die Atmosphäre um sich herum. Denn Mut wirkt ansteckend – nicht durch Heldenposen, sondern durch Menschlichkeit.

Mut ist nicht das Gegenteil von Angst – er ist ihr innerstes Echo. Wer den Mut aufbringt, der eigenen Angst offen zu begegnen, wird entdecken, dass sie kein Feind ist, sondern ein Tor: zu sich selbst, zu anderen, zum Leben in seiner ganzen Tiefe. Was uns trennt, kann verbinden. Was uns lähmt, kann befreien. Und vielleicht warten auch unsere inneren Drachen nur darauf, dass wir sie einmal mutig – und mit einem freundlichen Blick – ansehen.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir gern!

Ihr

René Märtin

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Kategorie: Impulse für ein sinnvolles Leben Stichworte: Angst, Authentizität, Brené Brown, Existenzielle Psychologie, Inneres Wachstum, Inspiration, Kreativität, Leben mit Angst, Lebensmut, Mut, Persönlichkeitsentwicklung, Rainer Maria Rilke, Rollo May, Schattenarbeit, Selbstannahme, Selbstvertrauen, Sinn des Lebens, Unsicherheit, Verletzlichkeit, Zwischenräume

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Logotherapeut, Coach, Supervisor, Autor, Dozent. Gründer Deutsches Empowerment-Institut | Über mich »

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